1966 | Borssum (Emden) | Hammer

Die Orgel 2021.

1 Disposition und Überblick

Erbauer: Emil Hammer Orgelbau
Jahr: 1966
Ort: Ev.-ref. Kirche Borssum/Emden
Umfang: 11IP

Manual:
Praestant 8′
Gedackt 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Nassat 2 2/3′
Sup.-Oktave 2′
Mixtur 4-5f.
Trompete 8′

Pedal:
Subbaß 16′
Ged.-Pommer 8′
Gemshorn 4′

Koppeln: Ped/HW

Stimmung: Gleichstufig
Stimmtonhöhe: Normal

2 Geschichte

Vorgeschichte:

1883: Für die damalige gotische Kirche wurde eine Harmonium der amerikanischen Firma Estey angeschafft

1912-13: Abriss der alten, gotischen Kirche und Neubau im Jugendstil

1913: Orgelneubau durch P. Furtwängler und Hammer mit 18 Registern auf zwei Manualen und selbstständigem Pedal im spätromantischen Stil. Die Orgel verfügte über zahlreiche Effekte und Spielhilfen wie Schweller, Koppeln darunter auch Oktavkoppeln und Registrierhilfen.

1948/51: Die Orgelsachverständigen Enno Popkes und Rolf Hallensleben zeigen sich in Gutachten verwundert über die Haltbarkeit des Instrumentes, das natürlich Verschleißerscheinungen zeigt, aber unter regelmäßiger Pflege ansonsten gut spielbar ist.

1961: Umso mehr verwundert es, dass Rolf Hallensleben nur zehn Jahre später ein vernichtendes Gutachten erstellt. Die Orgel dürfte nicht mehr spielbar gewesen sein und dass die Pneumatik wenig zuverlässig war, ist auch relativ typisch. Aber es ist fraglich, ob das Werk tatsächlich nicht mehr saniert werden konnte und der Zeitgeschmack des Neobarocks auch ein Faktor für den Neubau war.

Heutige Orgel:

1966: Emil Hammer Orgelbau baut das heutige Werk. Die Intonation ist nicht mehr exakt die ursprüngliche, sie wurde später noch verändert.

1990: Eine größere Reparatur führt die Krummhörner Orgelwerkstatt durch.

3 Beschreibung

Die Orgel verfügt über 11 Register auf einem Manual und selbstständigen Pedal und ist auf der Ostseite aufgestellt.

Zunächst fällt das Fehlen jeglichen Nachhalls auf. Die Kirche ist versehen mit diversen Holzelementen, entsprechend trocken ist die Akustik. Die Vermutung, dass die Orgel einen aufgeweichten, verwaschenen Klang hat, da die Intonation später verändert wurde, ist unbegründet. Tatsächlich muss der Klang anfangs sehr rudimentär gewesen sein, denn die Orgel hat heute noch immer einen Klang, der sich zweifelsfrei in Richtung Neobarock verordnen lässt. Es ist der typische Klang, der eine Inspiration norddeutsch-barocker Schärfe erkennen lässt, aber gleichzeitig eher nach einem entspannten, gemäßigterem Plenum strebt. Der Praestant 8′ ist eigentlich ganz ausgewogen, zeichnet sich aber durch eine sehr starke Ansprache aus. Als „Spucken“ kann das noch nicht bezeichnet werden, ist aber davon nicht weit weg. Werke mit viel Legato sind damit weniger sinnvoll, auch wenn sich der Effekt mit dem Gedackt 8′ zusammen etwas abschwächen lässt. Mit sehr polyphon verwobenen Stücken, deren Stimmführung gleichzeitig transparent sein sollte wie etwa in einer barocken Fuge, lassen sich dagegen sehr interessante Klänge erzeugen. Dafür ist es außerdem sehr hilfreich, dass gleich drei seperate Pedalregister vorhanden sind. Bei einer Orgel mit nur 11 Registern ist das durchaus interessant und erweitert die Möglichkeiten im Literaturspiel enorm. Die im Pedal vorhandenen drei Flöten-Registern in 16′, 8′ und 4′-Lage geben dem Pedal bei Registrierungen bis zum mezzopiano genug Eigenständigkeit, wenn es nicht zeichnen muss auch bis in den mezzoforte-Bereich.

Die größte Stärke dieser Orgel liegt aber im schönen, klanglich kräftigen dreifachen Flötenchor im Manual. In Verbindungen mit der trockenen Akustik ergibt sich damit ein großeses kammermusikalisches Potential.

4 Literaturverzeichnis

Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Textes. Dieser Beitrag setzt sich aus Informationen zusammen, die ich bei einem Besuch vor Ort, im Austausch mit dem dortigen Pastor (dafür vielen Dank!) sowie folgenden Quellen erfahren habe:

Nickles, R. (1995): Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Bremen: H. M. Hauschild.