1890-91 | Blersum | Schmid III

Orgelvorstellung, Allegretto in F und Andante in F (Adolph Friedrich Hesse)

1 Disposition und Überblick

Erbauer: Johann Martin Schmid
Jahr: 1890-91
Ort: Ev.-luth. Kirche Blersum
Umfang: 7(8)IP

Alle Register aus der Schmid-Zeit, das Pfeifenwerk ist wahrscheinlich von Laukhuff eingekauft

Manual:
Principal 8′ (im Bass aus Holz)
Flöte 8′
Salicional 8′
Octave 4′
Octave 2′ (Vorabzug in der Mixtur)
Mixtur 2 u. 3fach

Pedal:
Subbaß 16′
Violon 8′

Koppeln: Pedal Coppel
Hinter dem Registerzug “Glocke” verbirgt sich der Schalter für den Motor.

Stimmung: Gleichstufig
Stimmtonhöhe: Normal

2 Geschichte

Vorgeschichte:

1850: Eine 1802 von Johann Friedrich Wenthin gebaute Hausorgel wird aufgestellt. Wenthin bietet 1791 eine Hausorgel mit der folgenden Disposition an, die der Blersumer Kirche könnte ähnlich dazu gewesen sein.
Gedact 8′ (Bass+Discant)
Floet Traver 8′ (nur Discant)
Praestant 4′ (B+D)
Floet Traver 4′ (B+D)
Salicet 2′ (B+D)

Heutige Orgel:

1890-91: Johann Martin Schmid (Schmid III) baute eine Orgel.

1999-2000: Die Orgel wurde umfassend von Alfred Führer Orgelbau unter Heiko Lorenz rekonstruiert. Die ursprüngliche mechanische Kegellade war wohl so hinüber und fehlerhaft, dass der Bau einer Schleiflade beschlossen wurde. Der Tastendruck wurde dann so weich wie möglich eingestellt um dem einer Kegellade möglichst nahe zu kommen.

2022: Bartelt Immer passte die Intonation vom Subbass an und führt kleinere Arbeiten durch beispielsweise eine Reinigung des Werkes und das Anbringen einer Bleileiste am Manual gegen Anschlagen am Holz.

3 Beschreibung

Die Orgel verfügt über 7 oder 8 Register (je nachdem, ob man den Vorabzug mitzählen möchte) auf einem Manual und selbstständigem Pedal und ist auf der Westseite aufgestellt.

Johann Martin Schmid war ein oldenburger Orgelbauer, der den Familienbetrieb bereits in dritter (und zugleich letzter) Generation führte und daher auch manchmal als Schmid III bezeichnet wird. Viele seiner Orgeln sind später ersetzt worden und so gehört Blersum zu den wenigen wirklich gut erhaltetenen Instrumenten. Seine Klangsprache liegt liegt tief in der Hochromantik verankert, wobei die Blersumer Orgel für die Region zunächst etwas konservativ ist. Hervorzuheben ist jedenfalls die zwei- bis dreifache Mixtur, ein Register, welches im Ostfriesland dieser Zeit häufig zugunsten von noch mehr Grundstimmen weggespart wurde. Der Klang der einzelnen Register ist warm und rund. Die Flöte hat eine ausgeprägte Grundtönigkeit mit kaum Rauschanteil und das Salicional ist streichend und -typisch Romantik- relativ leise. Die 8′-Register im Manual bilden die für die Romantik selbst in Kleinorgeln üblichen Dynamikstufen aus Salicional 8′ (pianissimo) + Flöte 8′ (piano) + Principal 8′ (mezzopiano). Die Octave 4′ ergänzt diesen Klang dann noch in die Höhe und die Mixtur bietet dann die Möglichkeit dem Klang noch mehr Helligkeit hinzuzufügen.

Die Disposition ist neben dem Literaturspiel auch sehr gut auf den liturgischen Dienst in dieser kleinen Kirche zugeschnitten. Mit der leisen Flöte und dem noch leiseren Salicional lässt es sich gut während dem Abendmahl musizieren oder Sologesang begleiten. Bei kräftigerem Gesang, zur Begleitung von Instrumentalisten oder auch Vorspielen im mezzopiano-Bereich kann dann der Principal hinzugezogen werden. Für den Gemeindegesang bieten sich die drei 8′-Register mit der Octave 4′ im Manual und die beiden Pedalregister mit Pedalkoppel als Grundregistrierung an. Variationsmöglichkeiten in den Strophen bringt dann der Mixturzug, welcher halb herausgezogen als Vorabzug auch eine Oktave 2′ ist. Für festlichere Präludien ist dann das volle Werk prädestiniert. Interessanterweise sind die beiden Pedalregister so kräftig, dass sie auch ohne Pedalkoppel mit dem vollen Werk mithalten können, solange keine klarere Zeichnung vonnöten ist.

Die größte Stärke dieser Orgel ist das runde, bassige volle Werk dieses hochromantischen Instrumentes aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Das ist mittlerweile selbst in Ostfriesland selten.

4 Literaturverzeichnis

Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Textes. Dieser Beitrag setzt sich aus Informationen zusammen, die ich bei einem Besuch vor Ort, im Austausch mit dem dortigen Organisten (dafür vielen Dank!) sowie folgenden Quellen erfahren habe:

Ev.-luth. Landeskirche Hannover (2024): Blersum. In: Historisches Kirchengemeindelexikon. https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/blersum/ (15.07.2024).

Kaufmann, W. (1968): Die Orgeln Ostfrieslands – Orgeltopographie. Aurich: Ostfriesische Landschaft.