1967 | Eilsum | Schuke

Orgelvorstellung und „Menuett I“ aus der französischen Suite in c-Moll; BWV 813 (Johann Sebastian Bach) ab Minute 17:49.

1 Disposition und Überblick

Erbauer: Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke im Prospekt von Joachim Kayser
Jahr: 1967 im Prospekt von 1710
Ort: Ev.-ref. Kirche Eilsum
Umfang: 9IP

Hauptwerk:
Prinzipal 8′ (Kayser)
Gedackt 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Oktave 2′
Mixtur 3f.
Trompete 8′

Pedal:
Subbaß 16′
Oktavbaß 8′

Koppeln: Ped/Man

Stimmung: Ungleichstufig
Stimmtonhöhe: Normal

2 Geschichte

Vorgeschichte:

1633: Erste Erwähnung von „orgeltreten“, in den folgenden Jahrzehnten immer wieder kleine Erwähnungen.

1702: Joachim Kayser renoviert die Orgel.

1708-1709: Kayser baut eine neue Orgel. Neben Prospekt und Gehäuse sind die Registertafel erhalten, sie liegen hinter der Orgel. Dort lässt sich die Disposition ablesen.
BORDONNE 16 FU
PRINCIPAL 8 FU
GEDACT 8 FU
QUINTADEN 8 F
OCTAVIO 4 FU
GEMSHORN 4 F
Quinta 3 FU
NASSAT 3 FUS
OCTAVO 2 F
FLACHFLE 2 F
MIXTUR FA
SEXQUIAL = 2 FA
TROM BAS + DIS (Trompete)
SPERVEN (Sperrventil)
NOLI ME TAN (Blindzug)
Die Orgel war mit einem Bordun 16′ statt einer Quintadena 16′ und den drei 8′-Registern überraschend gravitätisch.

1710-1909: Die Orgel wird von so ziemlich allen bekannten ostfriesischen Orgelbauern über zwei Jahrhunderte immer wieder gepflegt und repariert, darunter auch Dirk Lohmann, Johann Friedrich Wenthin, Hinrich Just Müller, mehrere Generationen der Orgelbauerfamilie Schmid, Wilhelm Caspar Joseph Höffgen, Gerd Sieben Janssen und die Orgelbaufamilie Rohlfs. Interessant ist auch, dass Samuel Schröder 1731 die Orgel repariert. Wirklich bekannt ist er nur durch einen einzigen Orgelbau in Horsten.

1909: Neubau durch P. Furtwängler & Hammer mit 14 Registern auf zwei Manualen und selbstständigem Pedal sowie mit zahlreichen Koppeln und Spielhilfen. Das Abnahmegutachten von Johann Onneken fällt sehr blumig beschrieben aus. Neben dem Dienst im Gottesdienst hebt er auch die Qualitäten für Konzerte hervor, was in der reformierten Kirche dieser Zeit recht fortschrittlich ist.

1939-1950: Die Orgel ist immer schlechter spielbar, als Grund wird in verschiedenen Gutachten eine offenbar horrende Feuchtigkeit in der Kirche, herunterfallender Putz und Holzwurm angegeben. Rolf Hallensleben erstellt 1950 noch ein Gutachten zur Reparatur, weißt aber bereits auf einen Neubau hin.

1967: Die Berliner Orgelwerkstatt errichtet hinter dem historischen Gehäuse die heutige Orgel.

3 Beschreibung

Die Orgel 2021.

Die Orgel verfügt über 9 Register auf einem Manual und Pedal und ist auf der Westseite aufgestellt. Das Instrument hat -typisch Neobarock- einen hellen kräftigen Klang, der aber im Gegensatz zu den erhaltenen Barockorgeln Ostfrieslands deutlich milder intoniert ist. Das gilt besonders für das volle Werk, was die Kirche gut füllt, mit der Trompete auch ordentlich Kraft besitzt, aber ohne aufdringlich oder zu scharf zu sein. Dazu tragen auch die Pedalregister bei, die das Plenum in die Tiefe erweitern und in Verbindung mit den Flöten des Manualwerks auch selbstständig nutzbar sind. Die Flöten sind sehr lieblich, besonders die Rohrflöte 4′, der Gedackt 8′ ist etwas kerniger und passt auch solistisch sehr gut zur Akustik. Die Eilsumer Kirche ist eine der wenigen Kirchen in der Krummhörn, die eine etwas üppigere Akustik hat, zumindest in Relation zu den anderen Dorfkirchen. Hinte und Pilsum wären z. B. mit Eilsum vergleichbar. Begründet ist das in Eilsum durch den Aufbau als 44,5 m lange steinerne Einraumkirche. Die Decke ist nicht wie fast überall in der Krummhörn üblich aus Holz, sondern aus aus Stein und als domikales Kreuzrippengewölbe aufgebaut. Der Chorraum schließt zwar ganz normal an das Kirchenschiff an, befindet sich aber im unteren Teil des Turmes, die Eilsumer Kirche ist also eine Chorturmkirche. Die Akustik wäre wahrscheilich sogar noch üppiger, wenn eine Glaswand das Kirchenschiff nicht durchschneiden würde. Bei der Größe des Dorfes im Vergleich zu den Ausmaßen der Kirche, die auch so manche Vorstadtkirche übertreffen, ist das aber verständlich, besonders im Hinblick auf die Heizkosten.

Ein Besuch lohnt sich besonders aufgrund in der tollen Akustik, in das sich die ausgewogenen Register perfekt einbetten.

4 Literaturverzeichnis

Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Textes. Dieser Beitrag setzt sich aus Informationen zusammen, die ich bei einem Besuch vor Ort, im Austausch mit Orgelbauer Bartelt Immer (dafür vielen Dank!) sowie folgenden Quellen erfahren habe:

Kaufmann, W. (1968): Die Orgeln Ostfrieslands – Orgeltopographie. Aurich: Ostfriesische Landschaft.

Nickles, R. (1995): Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Bremen: H. M. Hauschild.