1 Disposition und Überblick
Erbauer: Orgelmakerij Reil
Jahr: 1969
Ort: Ev.-ref. St.-Maria-Kirche Hamswehrum
Umfang: 6Ip
Hauptwerk:
PRAESTANT 8 DISC.
GEDACKT 8
PRAESTANT 4
RORHFLÖTE 4
OKTAVE 2
MIXTUR II-III F
Pedal: Angehängt an das Hauptwerk
Stimmung: Gleichstufig
Stimmtonhöhe: Normal
2 Geschichte
Vorgeschichte:
1864: Aufstellung der Orgel aus Bargebur in der Kirche Hamswehrum durch Otto Carl Wilhelm Lorentz. Dass dafür unabgesprochen ein Orgelboden errichtet wird, führt bei den jeweiligen Ämtern zu Verärgerung.
1912: P. Furtwängler und Hammer bescheinigen der Orgel einen brauchbaren Zustand, empfehlen aber -wie so ziemlich immer- einen Neubau.
Erster Weltkrieg: Abgabe der Prospektpfeifen.
1922-23: Arbeiten durch P. Furtwängler und Hammer, 1926 wird in der Disposition Sesquialtera und Gedackt 8′ nicht benannt, sondern ein Geigenprinzipal 8′, der vermutlich 1922-23 eingebaut wird. Dass der Gedackt 8′, der heute noch original ist, nicht gennant wird, ist wahrscheinlich ein Fehler.
1930: Max Maucher schlägt vor, die „unbrauchbare“ Trompete 8′ durch eine Gambe 8′ zu ersetzen.
1937: Karl Puchar repariert die Orgel, das Abnahmegutachten ist durchaus positiv. Er baut die Prospektpfeifen und die zwei tiefsten Oktaven des Geigenprinzipals neu.
1947 und 48: Enno Popkes erstellt zwei Gutachten, in denen er besonders die Windzufuhr und die Spielanlage bemängelt.
1954: Rolf Hallensleben begutachtet die Orgel und beurteilt das Windwerk als in Ordnung, an der Stelle wurde anscheinend nachgebessert. Er bemänglet die Spielanlage, aber vor allem Pfeifenwerk und Disposition und sieht die Änderungen der letzten Jahrzehnte kritisch.
1969: Die Orgel wird von der Firma Ahrend & Brunzema restauriert und in Jennelt aufgestellt (siehe dazu der Beitrag über die Orgel in Jennelt)
Heutige Orgel:
1967-68: Die Kirche Hamswehrum wird abgerissen und neu gebaut. Aus dem 15. Jahrhundert ist nur noch der kleine Glockenturm, der an den Saalbau angrenzt.

1969: Mit der neuen Kirche wurde auch eine neue Orgel errichtet, die heute noch dort steht.
3 Beschreibung

Die Orgel verfügt über 6 Register auf einem Manual und angehängtem Pedal und ist auf der Ostseite aufgestellt.
Das kleine aber feine Werk weist klanglich einige Parallelen zur Jennelter Orgel, also ihrer direkten Vorgängerin auf, klingt aber geringfügig gemäßigter. Der Praestant 8′ ist nur im Diskant ausgebaut und kann dort eine Melodie hervorheben, die Orgel ist insgesamt 4′ groß. Das wirkliche Fundament der Orgel bilden daher Gedackt 8′ und Praestant 8′. Die Mixtur macht einiges her und stemmt fast alleine den ganz großen Klang der Orgel. Im Raum ist sie festlich und im positiven Sinne laut, aber am Spieltisch empfielt sich bei längeren Passagen ein Gehörschutz. Die Oktave 2′ ist die entsprechende Vorstufe davon. Ein Highlight der Orgel sind aber die beiden Flötenregister Gedackt 8′ und ganz besonders die Rohrflöte 4′. Letztere ist recht lieblich mit sanftem Strich intoniert und es lohnt sich wirklich, diese auch mal solo ohne jedes andere Register zu benutzen.
Die Spielanlage, vor allem das Manual ist besonders hübsch gestaltet. Orgelspielen macht dort trotz beschränkter Größe des Werkes einfach Spaß, weil das Manual auch perfekt austrahiert ist und sich sehr angenehm spielen lässt. Der Tastendruck ist leichtgängig und präzise, das Manual gehört aber nicht zu der Sorte, die schon losspielt, wenn man mal zu doll ausatmet. Als ein kleines Problem gestaltet sich das Pedalspiel, da das Untergehäuse für große Menschen etwas knapp ist und das Pedal etwas zu nahe an der Sitzfläche, auch, weil das Trittbrett am Gehäuse recht großzügig ausgefallen ist. Die Sitzbank ist nicht höhenverstellbar und aufbocken bringt wenig, weil dann das Manual widerum recht tief liegt. Ein etwas kleinerer Kollege hatte das Problem allerdings überhaupt nicht und das Pedal sogar lobend hervorgehoben, es ist also eine eher persönliche Erfahrung. Wenn man viel Literatur mitbringt, in der sich das Pedal in Grenzen hält, ist es ohnehin kein Problem.

Ein Besuch lohnt sich besonders aufgrund der schönen Rohrflöte 4′ in Kombination mit dem toll ausgearbeiteten Manual.
4 Literaturverzeichnis
Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Textes. Dieser Beitrag setzt sich aus Informationen zusammen, die ich bei einem Besuch vor Ort, im Austausch mit Orgelbauer x (dafür vielen Dank!) sowie folgenden Quellen erfahren habe:
Kaufmann, W. (1968): Die Orgeln Ostfrieslands – Orgeltopographie. Aurich: Ostfriesische Landschaft.
Nickles, R. (1995): Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Bremen: H. M. Hauschild.