1965 | Twixlum (Emden) | Kuhn

Die Orgel 2021.

1 Disposition und Überblick

Erbauer: Orgelbau Kuhn
Jahr: 1965
Ort: Ev.-ref. Kirche Twixlum/Emden
Umfang: 6I

Manual:
Principal 8′
Gedackt 8′
Octave 4′
Octave 2′
Mixtur 4-6f.
Trompete 8′

Pedal: Angehängt

Stimmung: Gleichstufig
Stimmtonhöhe: Normal

2 Geschichte

Vorgeschichte:

1692: Eine Orgel wird gebaut, zu der aber nichts weiter bekannt ist. Zeitlich könnte es zu Valentin Ulrich Grotian passen. Die Orgel wird in der Folgezeit immer wieder repariert, größere Arbeiten erfolgten u. a. 1783 durch Johann Friedrich Wenthin und 1855 durch Gerd Sieben Janssen.

1883: Die Gebrüder Rohlfs bauen eine neue Orgel, deren Konzeption sehr ähnlich zu der heute erhaltenen Orgel in Loppersum ist. Das Instrument bleibt durchweg in gutem Zustand.

1942: Die Kirche wird im Zweiten Weltkrieg schwer durch Bomben beschädigt und somit auch die Orgel.

Heutige Orgel:

1965: Die heutige Orgel wird durch Orgelbau Kuhn aus der Schweiz errichtet.

1995: Bartelt Immer repariert das Instrument.

3 Beschreibung

Die Orgel verfügt über sechs Register auf einem Manual und angehängtem Pedal und ist auf der Westseite aufgestellt.

Auf den damaligen Orgelsachverständigen Rolf Hallensleben geht es zurück, dass im Ostfriesland der 50er und 60er Jahre sehr unterschiedliche Orgelwerkstätten zum Teil sogar aus anderen Ländern tätig waren. Beispielsweise haben zu der Zeit Schuke aus Berlin, Reil aus den Niederlanden oder in diesem Fall Kuhn aus der Schweiz hier neue Orgeln gebaut. Erwähnenswert ist zunächst, dass die Orgelempore den Organisten mit Wohnzimmeratmosphäre empfängt. Aufgestellt sind mehrere Bücherregale und bequeme Sitzgelegenheiten samt einer Fotogalerie.

An das Spielgefühl des Manuals muss sich allerdings erst einmal gewöhnt werden. Die Klaviatur verzeiht absolut keine Fehler und jeder Schleifer der benachbarten Tasten ist sofort zu hören. Nach einiger Zeit belohnt das Instrument die Geduld aber mit den Artikulationsmöglichkeiten des erforderlichen, filigranen Spiels und den wirklich schönen Klangfarben in den Registern. Es muss eigentlich nicht erwähnt werden, dass man vor dem öffentlichen Spiel auf einer neuen Orgel das jeweilige Instrument am besten einmal separat anspielen sollte. Manchmal geht es nicht anders, aber Ad hoc einen Dienst auf einem neuen Instrument zu spielen, ist selbst bei neobarockem Standard keine gute Idee, sofern es den überhaupt gibt. Bei dieser Orgel ist das “Warmspielen” definitiv noch einmal zu empfehlen, auch wenn das Spielgefühl natürlich sehr subjektiv geprägt ist.

Der Prospekt des kleinen Werkes sieht für Ostfriesland ungewohnt interessant aus. Die kleine Orgel überzeugt durch einen brillianten, hellen Klang ohne zu spitz zu sein. Sie passt sich gut in die Akustik ein, die als Dorfkirchenakustik natürlich nicht ausufernd ist, aber auch alles andere als trocken. Hervorzuheben ist, dass ein Prinzipal 8′ für ein gutes, klangliches Fundament sorgt, was bei einer Kleinorgel mit nur sechs Regsitern nicht selbstverständlich ist.

Die größte Stärke dieser Orgel liegt aber in der klanglich kräftigen, vollen und runden Trompete, die den Kirchraum bereits alleine schon gut füllt.

4 Literaturverzeichnis

Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Textes. Dieser Beitrag setzt sich aus Informationen zusammen, die ich bei einem Besuch vor Ort, im Austausch mit Orgelbauer x (dafür vielen Dank!) sowie folgenden Quellen erfahren habe:

Nickles, R. (1995): Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Bremen: H. M. Hauschild.

Orgelbau Kuhn AG (Hg.) (o. J.): Twixlum. https://www.orgelbau.ch/de/orgel-details/110870.html (16.07.2024).