18 Jh. | Campen | Höffgen, unbekannt

Orgelvorstellung

1 Disposition und Überblick

Erbauer: Unbekannt, von Wilhelm Caspar Joseph Höffgen aufgestellt und ergänzt
Jahr: 18. Jh., 1835 aufgestellt und ergänzt
Ort: Ev.-ref. Kirche Campen
Umfang: 4I

Gedact 8′ (Bass./Disc.; Höffgen 1835)
Octave 4′ (Bass./Disc.; vor 1835)
Flöte 4′ (Bass./Disc.; vor 1835)
Octave 2′ (vor 1835)

Stimmtonhöhe: Normal

2 Geschichte

18. Jh.: Die Orgel soll aus dem Campener Vorwerk, einem vorgelagerten Hof. Erbauer und Baujahr sind aber nicht bekannt, das 18. Jahrhundert ist aber sehr wahrscheinlich.

1835: Aufstellung dieser Hausorgel durch Wilhelm Caspar Joseph Höffgen in der Kirche in Campen. Er ergänzte noch den Gedact 8′, wahrscheinlich um die Orgel für den kirchlichen Gebrauch tragfähiger zu machen. Es ist die erste Orgel dieser Kirche. Für die Aufstellung der Orgel wurde im ehemaligen Chorraum die Empore neu errichtet, der Hauptraum der Kirche ist dadurch etwas größer geworden.

1920er/30er Jahre: Max Maucher erweiterte das Werk, u.a. um einen Principal 8′ und um ein angehängtes Pedal. Letzteres war bereits im vorherigen Jahrhundert vorgeschlagen, aber nie umgesetzt worden.

1947: Ein Gutachten von E. Popkes erkennt erstmal den historischen Wert dieser Orgel.

1948: Instantsetzung durch Alfred Führer, Tausch von Principal 8′ gegen ein Krummhorn und Ergänzung einer Zimbel.

1997: Restaurierung durch Bartelt Immer, möglichst Rückführung der Orgel auf den Zustand von 1835 unter Entfernung von späteren Ergänzungen (u. a. Krummhorn, Zimbel und Pedal). Voran gegangen war eine völlige Unspielbarkeit des Werkes.

3 Beschreibung und Besonderheiten

Die Orgel verfügt über 4 Register ohne Pedal und ist auf der Ostseite im ehemaligen Chorraum aufgestellt. Der Klang ist kräftig und obertonreich, was bei einem solch kleinen Werk auch nötig ist um die Gemeinde zu begleiten. Alle Register außer der Octave 2′ sind in Bass und Diskant aufgeteilt wie es bei Hausorgeln häufiger vorkommt. Die Teilung liegt zwischen h und c’. Dies erlaubt mehr Möglichkeiten in der Registerwahl und die Fähigkeit, Bass und Diskant hervorzuheben um so den Eindruck einer mehrmanualigen Orgel zu vermitteln. Dies ist vor allem in der Improvisation praktisch, kommt vereinzelt aber auch in der Literatur der Barockzeit vor. Man kann sich zu Nutze machen, dass englisch- und französisch-barocke Orgeln oft ein Solomanual hatten (im französischen das bekannte “Recit”), welches nur im Diskant ausgebaut war. Die Literatur, die für diese Orgeln geschrieben wurden, lässt sich oft auch hier interpretieren. Beispielsweise liegt die Stimmführung in Voluntarys englischer Komponisten wie John Stanley oder William Boyce oft im Rahmen vom Bass- und Diskantambitus.

Der Organist sitzt direkt ca. einen halben Meter vor dem Pfeifenwerk und kann den Klang als sehr laut und kratzig empfinden, da dieser ausfüllend für den Kirchenraum unten intoniert ist. Der Anschein trügt allerdings, während die Orgel oben in den Erwartungen zurückbleibt, klingt sie unten wirklich gut. Auch die steinernen Gewölbe sorgen für eine schöne Akustik. Sinnvoll ist auf die Dauer im Plenum allerdings ein Gehörschutz. Die Tasten sind recht kurz und extrem leichtgängig, sie haben nur wenig Spiel und der Druckpunkt ist fast direkt am Anschlag. Ein schnelles, virtuoses Spiel muss daher gut geprobt und sehr sauber erfolgen, da die Orgel keine Fehler verzeiht und die Gefahr besteht, benachbarte Tasten mit anzuschlagen. Dennoch macht das Spielen trotz dieser Herausforderung durchaus Spaß und fühlt sich in der schönen Kirche, die ihre mittelalterliche Gestalt noch weitgehend erhalten hat, an, wie eine kleine Zeitreise.

4 Literaturverzeichnis

Ich gebe keine Gewähr für die Richtigkeit dieses Textes. Dieser Beitrag setzt sich aus Informationen zusammen, die ich bei einem Besuch vor Ort, im Austausch mit Orgelbauer Bartelt Immer (dafür vielen Dank!) sowie folgender Quelle erfahren habe:

Nickles, R. (1995): Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Bremen: Verlag H. M. Hausschild GMBH.

Ostfriesische Landschaft (o. J.): Campen, Gemeinde Krummhörn, Landkreis Aurich.
https://www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/HOO/HOO_Campen.pdf (aufgerufen am 23.05.2021).